Jeder Tag ist voller Entscheidungen. Manchmal sind es kleine „Was ziehe ich an?“ manchmal große „Mache ich mich selbständig oder nicht?“
Mit Frust-Befreierin Frauke Schöttke diskutiere ich, was gute Entscheidungen ausmacht, wie wir Emotion und Verstand dabei miteinander verbinden und aus der „Ich kann mich nicht entscheiden“-Falle herauskommen.
Das Geheimnis kluger Entscheidungen – von Bauchgefühl und Körpersignalen
Maja Storch, 1. Auflage 2011, 12. Auflage 2019, 140 Seiten
Shownotes
Das Fazit gleich vorweg: Klug entscheiden bedeutet, das Bauchgefühl oder anders ausgedrückt das emotionale Erfahrungsgedächtnis und bewusste Verstandestätigkeit miteinander zu kombinieren / koordinieren und zwar so, dass Wohlbehagen entsteht.
Emotionen und Körpersignale sind für gute Entscheidungen unentbehrlich.
Was wir für die Praxis rausgezogen haben:
- Spock versus Kirk – sehr anschaulich, dass reine Sachentscheidungen unmöglich sind. Die Geschichte von Phineas Gage bleibt auf jeden Fall in Erinnerung.
- Im emotionalen Erfahrungsgedächtnis wird das Wissen in Form von Gefühlen und Körperempfindungen Emotionen werden heute nicht mehr als Störfaktoren für vernünftiges Denken betrachtet, sondern als unersetzliche Überlebenshilfen. Diese Überlebenshilfen stammen aus zwei Quellen: die einen sind angeboren, die anderen angelernt.
- Der Verstand arbeitet genau, dafür langsam. Das unbewusst arbeitende emotionale Erfahrungsgedächtnis kann schnelle Einschätzungen vornehmen, die aber nur allgemeiner Natur sind. – Kahnemann „Schnelles Denken, langsames Denken“. Beispiel LeDoux „Die Schnellen und die Toten“ Stock oder Schlange
- Entscheidungsprozess löst immer eine Bewertung aus, die von den somatischen Markern mit einer emotionalen Reaktion „kommentiert“ wird. Biologische Bewertung, die Körpersignale hervorruft.
- Es sind immer zwei Signale: Stop oder Go. Vermeidungsverhalten – sichert das Überleben, oder Annäherungsverhalten – verspricht Wohlbefinden.
- Zwei Arten, wie Menschen sich dafür entscheiden, eine bestimmte Handlung auszuführen oder zu unterlassen: Selbstregulationsmodus oder Selbstkontrollmodus. Im ersten werden die somatischen Marker in die Entscheidungsfindung mit einbezogen, im zweiten werden sie nicht wahrgenommen oder ignoriert und das ist ungesund.
- Diejenigen Menschen verfügen über eine gute Selbstsicherheit, die in der Lage sind, die Signale des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses wahrzunehmen, sie mit dem Verstand zu verarbeiten und die Entscheidungen für ihre Lebensgestaltung in Harmonie mit den bewussten Überlegungen und den Signalen aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis zu treffen.
- Menschen unterscheiden sich nicht darin, ob sie somatische Marker haben oder nicht, sie unterscheiden sich darin, ob sie diese Körpersignale wahrnehmen. Es gibt positive (Mundwinkel nach oben, wohliges Bauchgefühl) und negative somatische Marker (Engegefühl in der Brust, Klumpen im Bauch, Druck im Nacken)
- Die Körperlosen – nehmen ihre Körpersignale wenig bis gar nicht wahr. Gefahr, können die eigenen Ziele und Absichten von fremden Aufträgen nicht unterscheiden. Tipp: in sich hineinhören, Eigenwahrnehmung trainieren. Pizzaprobe – mit kleinen Entscheidungen beginnen
- Die Unsicheren – nehmen die Körpersignale wahr, doch richten sich nicht nach ihnen. Trauen sich oft nicht, ihr Bauchgefühl zu äußern, weil sie (noch) keine Argumente dafür haben. Tipp Zauberwort Moment. Toller Satz „Ich habe im Moment noch keine Argumente, dafür aber ein schlechtes Gefühl. Ich möchte, dass wir uns noch ein wenig Zeit nehmen, bevor wir uns entscheiden.“
- Menschen wirken überzeugend, weil der Körper die Bühne der Gefühle ist und Entscheidungen vom Verstand und Gefühl getragen werden.
- Es braucht Rückmeldeschleifen zwischen Körpersignalen und Verstand, um zu einer stimmigen Entscheidung zu kommen.
- Zusammenhang Selbstregulation und Motivation: Wenn Sie wissen wollen, ob jemand wirklich motiviert ist für etwas, schauen Sie ob ein positiver somatischer Marker Wenn er fehlt, ist es mit der Motivation schlecht bestellt.
Idee für Teambesprechungen, wenn es um gemeinsame Entscheidungen geht. Statt zu fragen „Wer ist dafür / dagegen“ besser „Wie fühlen Sie sich bei dem Gedanken, wenn wir uns für A entscheiden. Wie bei B.“ Dazu eignen sich die Gefühlsmonster-Karten, mit denen dann jeder zeigen kann, wie er / sie sich fühlt https://www.gefuehlsmonster.de/ - Die drei Varianten gelingender Selbstregulation: Beiderseitige Zustimmung durch Zukunftsbild, beiderseitige Ablehnung durch Schreckens-Szenario, Wörtertausch durch Finden eines positiv besetzten Begriffs, z.B. Freiraum statt Grenze
- Begriff Gehirn-Google
- Was gute Entscheidungen mit Glück zu tun haben.
- Segnor Rossi sucht das Glück – meine Lieblingsserie der Kindheit. Wegen Gaston wollte ich immer einen Hund
- Auch der Begriff Glück kann negativ belegt sein. Tipp 1: Wörtertauschmethode und Gehirne anderer Menschen um Wortspenden Tipp 2: Eigenwahrnehmung trainieren. Wann empfinde ich Wohlbehagen und diese Situationen öfter in den Alltag einbauen, bewusst wahrnehmen.
- Glück ist kein Gedanke, sondern ein Gefühl
- Test: Welcher Entscheidungstyp bin ich? Typen: Langsamer Brüter mit Beispiel Olaf, Steuerprüfer beim Finanzamt 😉, Körperloser, Schnellentscheider, Unsicherer und Feedback-Entscheider. Es gibt Tipps für jeden Typen.
Warum muss man dieses Buch gelesen haben – oder auch nicht
Die Bedeutung der somatischen Marker in Verbindung mit dem Verstand ist in diesem Buch perfekt auf den Punkt gebracht. Ohne wissenschaftliche Überfrachtung, unaufgeregt und tiefgründig. Und mit wirklich praktischen Tipps für unterschiedliche Typen.
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Super spannender Podcast! Herzlichen Dank!
Danke Susanne, das freut mich.