Diese Geschichten eignen sich auch für die Tageslektüre, doch über Nacht wirken sie lange nach.
Mit StB Djuri Radenovic rede ich über Rührei, Dirigenten und heilige Kühe. Mit viel Augenzwinkern und Humor schafft es Henry Mintzberg sein eigenes Führungsverhalten zu hinterfragen. Und zum Schluss kommt noch ein guter Witz.
Die besten Gute-Nacht-Geschichten für Führungskräfte – Das Beste vom Management-Guru Henry Mintzberg, Juli 2019, 176 Seiten
Shownotes
Podcast Interview mit Henry Mintzberg
https://lochhead.com/dr-henry-mintzberg/
Zitat von Dieter Lange www.dieter-lange.com
In 7 Abschnitten nimmt Henry Mintzberg die BWL-Theorie unter die Lupe und auf die Schippe.
Hier meine Lesenotizen, von denen wir nur einen Teil im Podcast besprechen.
- Geschichten über das Management
Das Rührei managen – Wir geben das weiter, aber keiner hört auf uns
Der Mythos Manager als Dirigent, Komponist oder Probeleiter
Zu viel Führung von oben herab statt Management von innen heraus.
was zeichnet eine gute Führungskraft aus? – Das Problem mit den Listen: nie vollständig
Die romantische Vorstellung von der perfekten Führungskraft – Erfolgreiche Manager haben Fehler
Bei der Auswahl von Managern ebenso auf die Fehler achten wie auf die positiven Eigenschaften. Wie Fehler herausfinden? Entweder heiraten oder für ihn arbeiten😉
Tipp bei der Auswahl einer Führungskraft: die Menschen zu Wort kommen, die mit ihm / ihr bereits zusammen gearbeitet haben
Pos. 240 – Die umfassende Liste der Eigenschaften, besonders kurios „Groß“
Management ist eher Kunsthandwerk als Wissenschaft oder analysegestützte Tätigkeit. Management ist ein vertracktes Problem nach dem anderen. Und die Tätigkeit wird überwiegend mündlich ausgeführt. Mehr reden und zuhören als lesen und schreiben.
Entscheidungsprozesse – die reine Lehre lautet: Diagnose, Konzeption, Entscheidung, Handeln. Kurz gesagt Erst Denken
Und jetzt mal überlegen, wie wir uns für unseren Ehepartner entschieden haben…
Entscheidungsmodell Erst sehen
Tipp: Erst handeln – in kleinen Schritten ausprobieren. Klein anfangen viel dazulernen (Achtung nicht überall sinnvoll, wie Schwangerschaften oder Atomkriege) – Agiles Arbeiten
Intuition: when you know for sure just don´t know why
Das Treibhausmodell der Strategie – die Theorie
Scheitert die Strategie, liegt es grundsätzlich an der Umsetzung, allen voran den Trotteln, die zu dumm waren, die brillante Strategie des CEO zu realisieren. Aber Vorsicht: sind die Trottel nämlich gar nicht so dumm, werden sie fragen: Wenn Sie so clever sind, warum haben Sie die Strategie dann nicht so formuliert, dass wir Trottel in der Lage sind sie umzusetzen“
Wenn etwas in der Umsetzung scheitert, hat auch die Formulierung versagt
Strategien wie Unkraut wuchern lassen
2. Geschichten über das Organisieren
Die Kuhgeschichte: Gruppenaufgabe für Studenten, wie eine Kuh = im Pulk in Bangalore über die Straße gehen. Über der heiligen Kuh des Führens steht die Gemeinschaftlichkeit
Effektive Organisationen sind Gemeinschaften von Menschen, keine Ansammlung von Humankaptial.
Und ein Netzwerk ist keine Gemeinschaft. Netzwerke vernetzen, Gemeinschaften kümmern sich. Fragen Sie doch mal Ihre Facebook – Freunde, ob sie helfen Ihr Haus zu streichen.
Die Abrechnung mit dem Kotter´schen Acht-Phasen-Modell
Die vier grundlegenden Organisationsarten
- Die Maschinenbürokratie – hier steht Effizienz im Vordergrund, z.B. McDonalds
- Die Expertokratie oder Profibürokratie – hier steht Professionalität im Vordergrund, z.B. Krankenhäuser und Steuerkanzleien. Arbeiten scheinbar im Team, jedoch gewöhnlich sehr unabhängig von einander.
- Die Einfachstruktur – hier dominiert eine Person durch persönliche Weisung, z.B. Steve Jobs, Elon Musk. Wenn der Chef hier sagt „Spring“ fragt der Mitarbeiter „Wie hoch“. In einerm Expertokratie würde der Mitarbeiter fragen „Warum“
- Die Adhokratie – hier geht es um Innovation und Kreativität, z.B. Filmstudios oder Werbeagenturen. Projektorientiert
Die Managementliteratur beschäftigt sich überwiegend mit Maschinenbürokratie und alle anderen versuchen das auf sich zu übertragen. Ergebnis: siehe Krankhäuser, die nicht mehr das Patientenwohl im Sinn haben.
Topmanagement abschaffen, Zentralmanagement installieren. Betriebsmanagement und Verbindungsmanagement
Beispiel japanischer Hersteller von Körperpflegeprodukten Kao: alle Sitzungen finden in Großraumbüros statt und jeder kann sich dazu setzen. Brasilianisches Unternehmen Semco reserviert zwei Pätze bei jeder Verwaltungsratssitzung für Arbeitnehmer.
Beispiel: Manager Käseproduktion Indien macht guten Job und wird befördert zum Käsemanager von ganz Asien
Es gibt nichts Gefährlicheres als Manager, die nichts zu tun haben. Manager sind Macher.
3. Geschichten über das Analysieren
Wenn das Messen zum Selbstzweck wird – Beispiel Marks & Spencer: Formular ausfüllen zum Wiederauffüllen von Waren, anderer Mitarbeiter am Schalter holt die Artikel. Verfahren abgeschafft, 26 Millionen Formulare weniger.
sehr lustige Vorstellung: Gott bewahre ein effizientes Orchester. Ein BWL-Student analysiert ein Sinfonieorchester
· Weil die Kosten in aller Regel leichter zu messen sind als der Nutzen, reduziert sich Effizienz meist auf Sparsamkeit (Bildungs- und Gesundheitssysteme leiden darunter)
· Wirtschaftliche Kosten lassen sich leichter messen als soziale, so kann Effizienz zu einer Eskalation der sozialen Kosten führen und führt zu wirtschaftlicher Moralität , die auf soziale Immoralität hinauslaufen kann – FastFood verzehren ist effizient, die Auswirkungen sind bekannt
Messen als Ergänzung zum Managen ist eine gute Idee: Messen Sie, was sich messen lässt, nehmen Sie ernst, was sich nicht messen lässt und managen Sie beides mit Bedacht.
Das Bruttosozialglück – der Unterschied zwischen gut und gut gemeint
Die Geschichte von Buthan und ihr trauriges Ende: Vier Säulen mit neun Domänen – daraus hat sich ein Lebensstil entwickelt, es wurde nicht gemessen. Dann kamen die Ökonomen und Analysten und haben alle Domänen gewichtet und mathematische Formeln entwickelt. 2013 Premierminister der in Harvard studiert hat, hat es wieder abgeschafft, da hinderlich.
4. Geschichten über Entwicklung
Super Zitat „Wenn alle das gleiche denken, denkt keiner“ Benjamin Franklin
Eine Abrechnung mit den MBA Studiengängen und Absolventen und eine Werbung fürs eigene Institut IMPM. Spannend sind hier die Ausbildungsschwerpunkte: Reflexion – Seltbstmanagement, Analyse – Management von Organisationen, Weltlichkeit – Kontextmanagement, Zusammenarbeit – Beziehungsmanagement, Handlung – Change Management
5. Geschichten im Kontext
Familienunternehmen – Achtung Nachfolger Sohn. Ein Plädoyer für die Töchter und andere Verwandte
Da schlägt das Herz der selbstbewussten Frau höher😉 Frage an Senior, der seinen Sohn als Nachfolger will „War Ihr Vater ein guter Geschäftsmann?“ Antwort häuft „Eher nicht“ – „Warum glauben Sie dann, dass Ihr Sohn einer ist?“
Gedanke zum Nachwirken lassen: Eine dynamische Wirtschaft lebt von Menschen, die aufbauen statt nur zu erhalten. Eine Demokratische Gesellschaft wird von Menschen getragen, die aus eigener Leistung Erfolg haben, nicht qua Geburt. Wir brauchen Leute, die ihren eigenen Weg finden, selbst wenn das heißt, zurückzukommen (und das Familienunternehmen zu kaufen).
Weltlich statt global denken.
6. Geschichten über Verantwortung
Großartig, der fiktive Brief des CEO an den Verwaltungsrat
Warum sind Metaphern von CEOs aus dem Glücksspiel so beliebt? Weil sie nicht mit ihrem eigenen Geld spielen.
Personalabbau – der Aderlass der 21. Jahrhunderts
Zwei Arten von Produktivität: eine produktive und eine destruktive. Ökonomen kennen dummerweise den Unterschied nicht
Negativ-Beispiel Autoindustrie: VW Abgas-Skandal, die anderen sind aber auch nicht besser. Am schlimmsten ist die zunehmende legale Korruption. All das ist kein Skandal, sondern ein Syndrom unserer Gesellschaft
Ein Win-Win-Wunderland gibt es da draußen nicht.
CSR 2.0 – Hinweis auf Future Business Kompass
7. Geschichten für Morgen
Der Witz vom Grossvater – eine Frage der Perspektive
Ein Plädoyer für echten Kundenservice. Wenn er nicht ernst gemeint ist, merken wir das sofort, z.B. wenn wir in der Warteschleife hängen mit der Automatenstimme, die behauptet wie sehr man sich über den Anruf freut.
Schluss mit IMMER MEHR, wir können es BESSER